Potsdamer Neueste Nachrichten • 20.02.2006

Die Veröffentlichung erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Potsdamer Neuesten Nachrichten.

Innenstadt. Schon die erste »Geschichtsbörse« des Hauses der Brandenburgisch Preußischen Geschichte (HBPG) im Jahr 2005 war ein Erfolg – doch die diesjährige übertraf gestern alle Erwartungen. Mehr als 50 Vereine und Verlage präsentierten sich, erstmals gab es einen Brückenschlag über die Oder, die einst brandenburgische und jetzt polnische Neumark wurde in Geschichte und Gegenwart beleuchtet. HBPG-Direktor Gert Streidt konnte die Neuerscheinung einer Zeitschrift zur Kultur und Geschichte Brandenburgs ab April ankündigen. Besuch und Vorträge der »Geschichtsbörse« sind grundsätzlich kostenfrei, doch die Spendengelder des Tages sollen dem Wiederaufbau des Winzerbergs in Sanssouci zugute kommen.

Bereits zur Eröffnung der Börse um 10 Uhr hatte sich viel interessiertes Publikum im Seitentrakt des Museumshauses eingefunden und die Vorträge zwischen 10.30 und 17 Uhr waren fast völlig ausgebucht. Geschichtskenner wie Prof. Dr. Gerd Heinrich referierten über die Neumark, Dr. Klaus Arlt gab Ratschläge zu Friedhofswanderungen und Hartmut Knitter ließ die militärische Geschichte des Bornstedter Feldes Revue passieren. Dazu wurde zu geführten Stadtwanderungen eingeladen. Man werde die jährlichen Geschichtsbörsen künftig immer unter ein besonderes Thema stellen, erklärte Streidt. Diesmal habe man sich schon weitgehend auf Ostbrandenburg und die Neumark konzentriert.

Die polnischen Gäste auf der Geschichtsbörse wollten gestern vor allem Kontakte knüpfen und auf ihre Angebote aufmerksam machen. Eine ganze Batterie Zinnfiguren hatten die Sammler des Berliner Vereins Klio mitgebracht und Werner Schienke ließ vor aller Augen eine Militärkapelle neu entstehen. Premiere hatte das Modell des Prinzenspielplatzes, genannt »Prinzenfort«, in Sanssouci. Der Verein zur Wiederbelebung der Anlage will sich auf keinen Fall mit dessen Zuschüttung – oder auch »Beerdigung« – zufrieden geben.

Etwas versteckt in einer Ecke war die Projektgruppe Potsdamer Chronik zu finden. Seit 2005 arbeitet sie unter der Leitung von Volker Punzel, zuerst in der Stadt- und Landesbibliothek, inzwischen in eigenen Räumen in der Schlossstraße 1. Vorwiegend Ein-Euro-Jobber, natürlich mit Geschichtskenntnissen, oder ein Sondertalent wie Stefanie Schröter, die historische Landschaften malen kann, haben seither Material über Potsdam zusammengetragen. Punzel spricht von über 5.000 Daten. Die werden gerade geordnet und als Bildschirm-Angebot zusammengefasst. Abrufen kann man sie derzeit in der Bibliothek Am Kanal und bei der Projektgruppe. Ein Internet-Auftritt wird vorbereitet und es soll sogar ein Diskussionsforum eröffnet werden. Dort kann jeder mit Detailwissen neue Geschichtskenntnisse offerieren. Die Projektgruppe wird sie dann nach Prüfung in die Chronik einarbeiten.