Was diesen Kontinent eint, sind seine Gleise und Bahnhöfe.
Süddeutsche Zeitung, 17.05.2019
1

Von Jaroslav Rudiš

[…] Mein Europa, das sind auch all die Eisenbahner, die davon einiges wissen und beim Bier auch davon erzählen. Zum Beispiel in der Bahnhofsgaststätte in Liberec, in Reichenberg in Nordböhmen, die alles überstanden hat. In Liberec fertigte mein Onkel die Züge als Fahrdienstleiter ab. Sein Bahnhof hat viel Trauriges in der Geschichte durchmachen müssen. Den Krieg von 1866 zwischen Preußen und Österreich, den Krieg 1914–1918, die Zerschlagung der Tschechoslowakei und die Besetzung der Stadt von den Nazis 1938 nach dem Münchner Abkommen, die Transporte der einheimischen Juden nach Theresienstadt und Auschwitz, die Vertreibung der Sudetendeutschen nach dem Zweiten Weltkrieg, die sowjetische Okkupation 1968. Man muss nur kurz die Augen schließen und alles ist wieder da. […]

In einem Zug
Der gesamte Artikel in der Online-Ausgabe der Süddeutschen Zeitung