Egon Wiener, der aus einer deutsch-tschechisch-jüdischen Familie stammt, begann erst im Rentenalter zu schreiben. In seinen Erzählungen und Feuilletons beschäftigt er sich mit seiner komplizierten Geschichte als Sudetenbewohner
von Jakub Šiška
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Radio Prag, 21.04.2015

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Radio Prag: Haben Sie in Ihrer Jugendzeit mit ihrem Vater über diese Ereignisse gesprochen?

Egon Wiener: »Das ist, denke ich, die größte Schwierigkeit aller, die überlebt haben. Mein Vater wollte über die Probleme, die er als Jude und auch als Deutscher gehabt hatte, gar nicht sprechen. Er hat nie gut Tschechisch gelernt, seine Muttersprache war Deutsch, und das war immer zu erkennen, wenn er redete. Zugleich wollte er aber mit mir nicht Deutsch sprechen, damit die Menschen nicht sagen konnten: Das sind Deutsche. Das war auch bei meiner Großmutter und Mutter der Fall. Heute kommt es den Menschen unbegreiflich vor, alle wollen Fremdsprachen beherrschen, aber damals war dies anders. Meine Eltern wollten nicht auf uns aufmerksam machen, damit die Geschichte nicht die neue Generation belasten konnte.« […]

Egon Wiener: Meine Heimat ist das Sudetenland
Das gesamte Gespräch auf den Internetseiten von Radio Prag. Mit der Möglichkeit zum Anhören