Der brave Soldat Švejk ist der grandiose Anarchist der Weltkriegsgeschichte. Prag war seine prachtvolle Bühne. Was ist von Jaroslav Haseks Jahrhundertfigur nach hundert Jahren geblieben?
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.07.2014

von Arthur Schnabl

[…] Wie überall in der Monarchie schlägt die Nachricht vom Attentat in Sarajevo auch in einem düsteren Prager Mietshaus hinter dem Karlsplatz ein wie eine Bombe. »Also Sie ham uns den Ferdinand erschlagen!«, ruft Frau Müller, die Zugehfrau des Hundehändlers Josef Švejk. Nachdem geklärt ist, dass es sich dabei keineswegs um zwei nichtsnutzige Bekannte des Herrn Švejk handelt, sondern um den österreichischen Thronfolger Franz Ferdinand, ruft er aus: »Jesusmaria! Das is aber gelungen!«. Dieses »gelungen« ist denn auch der Grund, warum man bei einer Švejk-Exkursion durch Prag die alte Übersetzung von Grete Reiner dabeihaben sollte. Sie enthält einfach mehr schlitzohrige Bosheit als die gerade erschienene und hochgelobte Neuübersetzung von Antonín Brousek. Da heißt es dann eben brav: »Na, das ist aber ein Ding.« Dabei unterstreicht gerade dieses »gelungen« den heimlichen Beifall der damaligen Prager Volksmeinung. Während die deutschsprachige Minderheit sich eng mit der seit vierhundert Jahren herrschenden Habsburgerdynastie verbunden fühlte, war sie bei der tschechischen Mehrheit überaus unbeliebt. […]

Ein Prosit mit Schwarzbier auf den Thronfolgertod!
Der gesamte Artikel in der Online-Ausgabe der F.A.Z.