Kulturkorrespondenz östliches Europa – Ausgabe 1439
Ausgabe Januar 2024

Titelblatt der KK 1439 | Januar 2024

Editorial

Wenn man Glück hat, wird er nach Gewittern und stürmischen Nächten von der Ostsee angespült. Mittlerweile wird er aber auch industriell abgebaut. In der Fachwelt heißt er Succinit und ist ein fossiler Harz. Die Rede ist von Bernstein, der heute oft als Hals- oder Ohrenschmuck getragen wird und ein sehr beliebtes Mitbringsel bei Reisen ins Baltikum aber auch an die polnische Ostseeküste ist. Im Mittelalter soll damit sogar gezahlt worden zu sein und auch heute ist der Wert mit rund 40 bis 60 Euro pro Gramm nicht weit entfernt vom Goldpreis. Ob daher im deutschen Sprachgebrauch vom »Gold des Meeres« die Rede ist oder es dabei eher um den Schimmer und die goldbräunliche Färbung geht? 

Vielleicht merken Sie schon, es geht im aktuellen Heft nicht um Minerale, vielmehr aber um Zahlungsmittel: Von Talern bis Penunze(n) - Geschichten über Geld haben wir die Ausgabe übertitelt. Denn vor 25 Jahren wurde der Euro eingeführt, zwar noch nicht die bis heute in Umlauf befindlichen Münzen und Scheine, aber immerhin als Buchgeld. Der Euro ist mittlerweile Zahlungsmittel in 20 Ländern und damit die zweit häufigste benutzte Währung weltweit. Ein wichtiges Zahlungsmittel der Vergangenheit war der Taler eine von der Frühneuzeit bis ins 19. Jahrhundert bedeutenden europäischen Silbermünze. Wussten Siem, dass die Ursprünge des Talers im östlichen Europa liegen, genaugenommen in Sankt Joachimsthal/Jáchymov. In das westböhmische Bergbaustädtchen hat sich KK-Redakteurin Renate Zöller für eine Reportage begeben. Um die Ursprünge des Geldes geht es auch im Interview mit Stefan Eich. Als Politikprofessor forscht und lehrt er in den USA u.a. zur Theorie des Geldes und legte zur Geschichte von Zahlungsmittel vor kurzem ein Buch vor. Geld habe eigentlich gar keinen Wert – und sei dennoch wertvoll, sagt er im Gespräch mit Renate Zöller und erklärt was damit gemeint ist. 

Eine besondere Form von Zahlungsmittel beschreibt der aus Oberschlesien stammende Autor Dawid Smolorz. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde in seiner Region Notgeld gedruckt, das einerseits für Transaktionen genutzt wurde, aber auch einen besonderen Charakter hatte… Die Zeit um den Ersten Weltkrieg thematisiert auch der Beitrag von KK-Redakteur Markus Nowak. Er nimmt die Ostpreußenhilfe, eine Art erste große »Fundraisingaktion«, in den Fokus. Den Mittelpunkt des Beitrags von Tilman Asmus Fischer dagegen bildet ein Stereotyp rund um die »polnische Wirtschaft«, mit dem der studierte Theologe aufräumt. Abseits vom Schwerpunkt sei die Reportage über deutsche Spuren in Aserbeidschan von Ira Peter mit Bildern von Arthur Bauer empfohlen. Rezensionen zu gleich zwei aktuellen Ausstellungen und ein monetäres Fundstück runden unsere Geld-Ausgabe ab.Viel Vergnügen beim Lesen! 

Ihre Redaktion

Inhalt


Im Fokus

Momente I
»So würde es uns bei Polen ergehen!« Vom Wandel des Stereotyps der »polnischen Wirtschaft«.
Von Tilman Asmus Fischer

Perspektive
Der heilige Joachim, der Mafioso und das Große Berggeschrey. Ein Besuch in Sankt Joachimsthal/Jáchymov
Von Renate Zöller

Neuigkeiten

  • Neues Konzept, neues Gewand: Westpreußen-Jahrbuch
  • Ausstellung zu Rigas Großem Friedhof 
  • Europapreis für Bunzlau
  • Polens erste deutsch-polnische Kita

Momente II
Frisch renoviert. Wie Aserbaidschan mit dem deutschen Kulturerbe umgeht
Von Ira Peter

Im Gespräch
»Geld ist ein Produkt unserer kollektiven Vorstellungskraft«
Interview mit Stefan Eich
Von Renate Zöller

Rezensionen

»Ihr seid wild, Wölfe wie wir« 
Katrina Nannestad: Wir sind Wölfe cbj Kinderbücher, München 2022
Von Marie Schwarz

Die Eisenbahn als Wirtschaftsfaktor
Schlesisches Museum zu Görlitz, Brüderstraße 8, Untermarkt 4, 02826 Görlitz
Bis zum 14. April 2024

Was ist der Mensch? Immanuel Kant und die offenen Fragen
Bundeskunsthalle Bonn, Helmut-Kohl-Allee 4, 53113 Bonn
24. November 2023 bis 17. März 2024

Epochen I
»Geld und Möbel für die Ostpreußenhilfe. Eine unbekannte frühe Stunde des modernen Fundraisings.
Von Markus Nowak

Epochen II
Schönheit aus der Not geboren
Von Dawid Smolorz

Veranstaltungen

Aquarelle der besonderen Art
Siebenbürgisches Museum Gundelsheim, Schloss Horneck, 74831 Gundelsheim/Neckar
Bis 7. April 2024

Westpreußen entlang der Weichsel
Westpreußisches Landesmuseum, Klosterstraße 21, 48231 Warendorf
Bis 18. Februar 2024 

Frauen im Fokus
Haus des Deutschen Ostens, Am Lilienberg 5, 81669 München 
Bis 12. April 2024 

Faszination Bahn
Schlesisches Museum zu Görlitz
16. September 2023 bis 14. April 2024

Gemeinsame Formensprache im Donauraum
Donauschwäbisches Zentralmuseum (DZM), Schillerstraße 1, 89077 Ulm
Bis 17. März 2024

Literaturreihe mit Familiengeschichten
Literaturforum im Brecht-Haus, Chausseestraße 125, 1011
27. Januar und 24. Februar 2024, jeweils um 17 Uhr

Fundstück

Geschichtenerzähler aus Metall
Von Susanne Šemelė