von Sönke Krüger
[…] Brünn profitierte von der Gründung der Tschechoslowakei 1918 besonders: Prag war als Residenzstadt vollgestellt mit alter Bausubstanz der Habsburger, die bewahrt wurde; für Neues war schlicht kein Platz. Anders Brünn: Dort setzte nach dem Zusammenbruch der österreichisch-ungarischen Monarchie ein Bauboom ein, der der Stadt Hunderte Gebäude im Stil des Funktionalismus bescherte – Wohnhäuser und Schulen, Kaufhäuser und Passagen. Und das in einer europaweit einmaligen Dichte. […] Seit 1960 beherbergt die Burg das Museum der Stadt Brünn. Das widmet sich erfreulicherweise auch einem der dunkelsten Kapitel der Lokalgeschichte, das bis zum Zusammenbruch des Kommunismus unter den Teppich gekehrt wurde: der Vertreibung der Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg. Nur wenige wissen heute, dass Tschechen, Deutsche und deutschsprachige Juden in Brünn jahrhundertelang zusammengelebt hatten, bis zum Krieg stellten die Deutschen rund ein Viertel der Bevölkerung, zu k.u.k. Zeiten sogar 60 Prozent. […]
Warum immer nur Prag? Entdecken Sie Brünn, den unterschätzten Geheimtipp Tschechiens
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