Ein zentrales Kapitel des Buches »Zerborstene Zeit« von Michael Wildt handelt von Lemberg im Jahr 1941. Es ist ein Schlüsseltext zum Verständnis des Krieges.
Berliner Zeitung, 06.04.2022

Von Harry Nutt

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Berliner Zeitung: Schwer lädiert scheint auch die deutsche Vergangenheits- und Erinnerungspolitik, die in den letzten Jahrzehnten sehr zum nationalen Selbstverständnis jener Gesellschaft beigetragen hat, die sich nach dem Nationalsozialismus konsolidiert hat. War alles nur Selbstbetrug?

Michael Wildt: Nein, keineswegs. Allerdings wurde in der Aufarbeitung des deutschen Vernichtungskrieges die Sowjetunion mit Russland gleichgesetzt und nicht gesehen, dass die nationalsozialistischen Massenverbrechen vor allem in der Ukraine, Belarus, Polen begangen wurden. Dass es dort auch stalinistische Massenverbrechen gab. In Deutschland weiß man nach wie vor sehr wenig über die Gewaltgeschichte in Osteuropa.

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»Die Deutschen wissen zu wenig über die Gewaltgeschichte in Osteuropa«
Das gesamte Gespräch in der Online-Ausgabe der Berliner Zeitung