Ungarns Ministerpräsident beschwört in einer Rede die glorreiche Vergangenheit seines Landes. Die Kroaten haben den Eindruck, er fordere frühere ungarische Gebiete zurück – alles nur ein Missverständnis, beteuert Budapest.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.06.2020

Von Stephan Löwenstein und Michael Martens

[…] Orbáns Rede atmete den Geist eines stolzen Nationalbewusstseins. Orbán sprach auch nicht schlecht über die Nachbarn, wohingegen vom »überheblichen französischen und britischen und dem scheinheiligen amerikanischen Reich« die Rede war. »Wir freuen uns, die gemeinsame Zukunft mit der Slowakei, Serbien, Kroatien und Slowenien aufzubauen, die stolz auf ihre nationale Identität sind.« Abgesehen davon, dass er geflissentlich Rumänien und die Ukraine ausließ, mit denen Budapest über die Behandlung der dortigen ungarischen Minderheiten im Streit liegt, passt das politisch zu Orbáns Anspruch einer regionalen Führungsrolle in Abgrenzung zum Westen. In diesen Zusammenhang gehört auch Ungarns Bestreben, die Rolle der Visegrád-Gruppe (mit Polen, der Tschechischen Republik und der Slowakei) zu stärken, deren Regierungschefs am Donnerstag zusammentrafen. […]

Orbáns Schwäche für großungarische Phantasien
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