Ein zwiegespaltener Erzähler, ein rätselhafter Mann – und der Kommunismus: In seinem Roman <i>Drang nach Osten</i> zeigt Artur Becker, dass er noch unter Wert gehandelt wird.
Die Zeit, 08.06.2019
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von Christoph Schröder

[…] Der Ort, an dem die Figuren unmittelbar nach Kriegsende zusammenfinden, ist das zehn Kilometer südlich von Bartoszyce gelegene Schloss Galiny, das nun unter kommunistischer Verwaltung steht: Irmgard, eine junge Deutsche, hat ihre Familie verloren und darf keinesfalls Deutsch sprechen, wenn sie überleben will. Ihrer nimmt sich Jan an, ein undurchsichtiger junger Mann, der ein Geheimnis mit sich trägt. Ryszard und Renata wiederum, Arthurs Großeltern, sind als Zwangsarbeiter nach Deutschland verbracht worden und haben sich nun dafür entschieden, sich in Ostpreußen anzusiedeln. Und dann ist da noch Stanisław, der junge Soldat, Repräsentant der neuen, repressiv vorgehenden Macht. Kommunisten jagen Antikommunisten. Polen verfolgen und denunzieren Deutsche. Alle zusammen jagen untergetauchte Nazis. Durch die Wälder streifen Partisanenbanden. Und noch einmal die Frage: Wer ist Opfer? Die vertriebenen Deutschen? Ja, auch. Gleichzeitig sind sie Täter. Die von den Deutschen angegriffenen Polen? Wiederum: auch. Die aus den Konzentrationslagern befreiten Juden? Ohnehin. […]

Mützenmonologe
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