Der 2009 eremitierte Bischof von Oppeln (Opole) im polnischen Oberschlesien hat am Freitag den Internationen Brückepreis 2017 im Görlitzer Hauptmannn-Theater als Brückenbauer zwischen den Nationen verliehen bekommen. Till Scholtz-Knobloch befragte Bischof Nossol nach seinen Erfahrungen als Mittler zwischen den Nationen in Schlesien und im Zeichen der Reformationsfeierlichkeiten als Mittler in der Ökumene.
Alles-Lausitz.de, 08.11.2017
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Von Till Scholtz-Knobloch

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Alles-Lausitz.de: Sie haben immer betont, dass drei Herzen in ihrer Brust schlagen: ein deutsches, eine polnisches und ein mährisches. Sind Sie damit nicht auch Wegbereiter der Begründung einer umstrittenen oberschlesischen Nationalität geworden? Denn das könnte eine dritte Option ja einschließen.

Alfons Nossol: Ein echter Oberschlesier müsste von vornherein Brücke sein wollen zwischen Ost und West. Der Westen war immer rationaler gestaltet, der Mensch des östlichen Kulturbereiches immer emotionaler. Einer meiner Freunde, der zu den vertriebenen Kresowiaki (Anm.: Vertriebener aus dem einstigen polnischen Ostgebieten) gezählt hat, Krzysztof Staniecki, war sehr radikal, wenn es darum ging. Er sagte, uns Schlesier betrachte er als Westler und: »Ihr im Westen habt Uhren und wir im Osten Zeit«. Wir haben uns gegenseitig ergänzt und das ist das herrliche bei der Ost-West-Beziehung. Uns Schlesiern hilft es auch, uns mit Europa zu identifizieren. Das sich vereinende Europa als Kultur- und Wertegemeinschaft ist das beste Antidotum gegen jedwede ethnische und nationale Einengung, die zum Nationalismus führt. In Sachen Nationalismus und Chauvinismus haben wir zu wenig von Johannes Paul II. gelernt; er hat uns doch belehrt, Patriotismus ist etwas großartiges, aber er muss eine Gestalt der Liebe und nicht des Hasses sein. […]

»Excellenz« mit mehreren Pässen
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