Czernowitz ist der Inbegriff der untergegangenen deutschen literarischen Kultur in Osteuropa. Mit dem »Zentrum Gedankendach« soll in der ukrainischen Stadt ans reiche Erbe angeknüpft werden.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.11.2011

Von Bernd Noack

»Glauben Sie wirklich«, sagt Oxana Matiychuk und blickt sehr skeptisch durch ihre Brille, »dass Ihnen hier in Czernowitz heute noch viele Leute sagen könnten, wer Paul Celan war?« Sie hat einmal den Versuch unternommen und hiesige Ukrainer auf der Straße gefragt, wo die Geburtshäuser von Rose Ausländer oder Selma Meerbaum-Eisinger zu finden seien, an denen immerhin schon seit Jahren Gedenktafeln hängen. Niemand wusste es, kaum einer konnte überhaupt etwas mit den Namen der beiden berühmtesten Dichterinnen der Stadt Czernowitz anfangen. […] 2009 gegründet, setzt sich das »Zentrum Gedenkendach« dafür ein, »die Erinnerung zu bewahren und zugleich in einer fremdsprachigen Umgebung neue Brücken zu schlagen: in Form von kulturellen und wissenschaftlichen Veranstaltungen sowie in der täglichen Beratungspraxis« – so steht es in der Selbstdarstellung. Dabei baut man vor allem auf die deutschsprachige Tradition der Bukowina, die inmitten des ukrainischen Umfelds zu verblassen droht. […]

Celans Kastanien stehen wieder im Hof
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