Deutsche Welle Monitor Ost- / Südosteuropa, 08.08.2003

Warschau, 5.8.2003, PAP, poln.

Mitglieder der Patriotischen Initiative Wrocław (Breslau)beim Verband Polnisches Forum haben am Dienstag (05.08.) auf dem Breslauer Marktplatz gegen die deutsche Initiative protestiert, den 5. August zum Gedenktag an die Opfer der Vertreibung zu erklären.

Vor drei Wochen hatten Aktivisten des Verbandes dem deutschen Konsul in Breslau einen offenen Brief an das deutsche Volk überreicht. In dem Brief richten sie den Appell an die Bürger Deutschlands, dem zunehmenden Revisionismus, der nach Meinung der Unterzeichner des Dokuments in letzter Zeit hinter unserer westlichen Grenze zu beobachten ist, nicht gleichgültig gegenüber zu stehen. »Am 15. Juli haben wir dem deutschen Konsul den Appell überreicht. Unser Brief ist bis jetzt nicht beantwortet worden. Wir denken, dass es irgendwann eine Antwort geben wird. Und inzwischen wollen wir hier auf dem Marktplatz gemeinsam unsere Zeit verbringen«, sagte Robert Kazmierczak vom Polnischen Forum der Nachrichtenagentur PAP.

Die Aktivisten des Forums sind nicht damit einverstanden, dass der 5. August in Deutschland zum Staatsfeiertag wird - zum Gedenktag an die Opfer der Vertreibung. »Dass wir uns vor dem Konsulat und am Dienstag auf dem Marktplatz versammelt haben, soll demonstrieren, dass wir junge Breslauer, Bewohner der uralten wieder gewonnenen Gebiete, Wert darauf legen, dass es so etwas nicht gibt. Wir sprechen von Versöhnung, von Vergebung. Wir haben die Pflicht, darüber zu reden, wenn es schon nicht unsere älteren Kollegen tun«, sagte Tadeusz Szczyrbak, einer der Organisatoren der Demonstration.

Während der Demonstration sangen die Mitglieder des Verbandes unter Begleitung einer akustischen Gitarre patriotische Lieder. Da kam eine Frau aus einem Reisebüro, das sich auf dem Marktplatz befindet, und bat mit lauter Stimme die Demonstranten, die Lautsprecher etwas leiser zu stellen. Sie sagte, sie könne in dem Lärm ihre Kunden nicht verstehen. Die Organisatoren der Kundgebung erfüllten ihre Bitte und spielten ein wenig leiser.

Bei der Breslauer Bevölkerung stieß die Demonstration auf kein größeres Interesse; sie sehen auf dem Marktplatz täglich verschiedene Musikgruppen.

Der Bundesrat, die obere Kammer des deutschen Parlaments, hat im Juli die deutsche Regierung aufgerufen, einen Gedenktag für die Opfer der Vertreibung einzuführen. Einen entsprechenden Antrag hatte Bayern im Bundesrat gestellt. Nach diesem Antrag soll der Tag am 5. August begangen werden. (TS)