Ein »Geltungsjude« berichtet. Mit einem Vorwort von Siegfried Lenz
Von Klaus Harer

Buchcover: Michael Wieck: Zeugnis vom Untergang KönigsbergsBuchcover

Neuausgabe im Verlag C.H. Beck.

Der Gouverneur des Kaliningrader Gebiets, Wladimir Jegorow, nennt Michael Wiecks Zeugnis vom Untergang Königsbergs das »wichtigste Buch über Königsberg«, das er jedem zur Lektüre empfiehlt.

Dieser authentische und durch seine erstaunliche Nüchternheit besonders bewegende Bericht über eine jüdische Kindheit und Jugend im nationalsozialistischen Königsberg, über die Verfolgung und fast vollständige Vernichtung seiner jüdischen Bewohner, über die Bombardierung und Zerstörung der Stadt, über die Schrecken der ersten Nachkriegsjahre bis zur Ausweisung der restlichen deutschen Bevölkerung erschien erstmals 1988 in dem kleinen Heidelberger Verlag Lambert Schneider. Obwohl das Buch kaum oder gar nicht durch Werbeaktionen popularisiert wurde, gab es bis zur jetzt erschienen Neuausgabe sechs Nachauflagen, die es zu einem zeithistorischen Standardwerk nicht nur über die Geschichte Königsbergs machten.

Nachdem 2003 in den USA eine englische Übersetzung erschienen war, konnte das Deutsche Kulturforum östliches Europa gemeinsam mit dem St. Petersburger Verlag Hyperion eine Ausgabe in russischer Sprache verwirklichen, die im Dezember 2004 in der Kaliningrader Universität vorgestellt wurde (vgl. unseren Bericht: Überraschungen in Kaliningrad). Die Kaliningrader Presse registrierte ebenso wie verschiedene Rezensionen in Moskauer und Petersburger Medien, dass damit auf dem russischen Buchmarkt erstmals wichtige Tabus hinsichtlich Königsbergs und Ostpreußens gebrochen wurden: Aus Wiecks Buch erfuhr der russische Leser erstmals in aller Deutlichkeit von den Schrecken, die sowjetische Armeeangehörige im eroberten Ostpreußen in ihrem Hass auf alles Deutsche anrichteten, von dem auch der jüdische Junge Michael Wieck nicht ausgenommen war.

In Deutschland erhielten Michael Wieck und sein Buch im Jahre 2005 eine neue Aktualität. Als engagierter und sprachgewandter Zeitzeuge war Wieck in zahlreichen Diskussionsrunden und in Fernseh- und Rundfunk-Dokumentationen zum 60-jährigen Kriegsende und zum Königsberg-Jubiläum gefragt. Die Stadt Stuttgart und die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit ehrten ihn in demselben Jahr mit der Otto-Hirsch-Medaille.

Es ist erfreulich, dass Wiecks wichtiges Buch nun vom Verlag C. H. Beck in die renommierte Becksche Reihe aufgenommen wurde, wo es hoffentlich noch breitere Leserkreise finden wird.

Wieck, Michael: Zeugnis vom Untergang Königsbergs. Ein »Geltungsjude« berichtet. Beck`sche Reihe. München: C.H. Beck, 2., durchgesehene Auflage, 2009, 404 S., Paperback, mit 37 Abb.
14,90 €, ISBN 978-3-406-59599-8
Weitere Informationen auf den Internetseiten des C.H. Beck Verlages

Michael Wieck wird auf der Frankfurter Buchmesse 2005 an der vom Deutschen Kulturforum veranstalteten Podiumsdiskussion 750 Jahre Königsberg/Kaliningrad : Erinnerung und Aufbruch teilnehmen.
750 Jahre Königsberg/Kaliningrad – Ein Erbe wird besichtigt
Podiumsdiskussion in Kooperation mit der Frankfurter Buchesse und dem Auswärtigen Amt