Die Begegnung folgte im Anschluss an das beliebte Museumsfest im Wolhynier Umsiedlermuseum
Ein Bericht von Tanja Krombach
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Miroslav Srbecký vom Verein der Tschechen aus Wolhynien und ihrer Freunde trägt über die Geschichte und Gegenwart seiner Organisation vor. Foto: © Nationalmuseum Prag/Národní muzeum Praha, 2025

Initiiert vom Nationalmuseum in Prag tauschten sich Ende August/Anfang September 2025 zum ersten Mal Forschende und Vermittelnde der Geschichte von Deutschen und Tschechinnen bzw. Tschechen aus Wolhynien sowie deren Nachkommen aus. Die Begegnung folgte im Anschluss an das beliebte Museumsfest im Logo: Wolhynier UmsiedlermuseumWolhynier Umsiedlermuseum Linstow, Mecklenburgische Seenplatte. Die Besucherinnen und Besucher aus Tschechien erhielten so einen anschaulichen und authentischen Einblick in die Lebensweise der nach dem Zweiten Weltkrieg hier gleichsam ausgesetzten Deutschen aus der heutigen Ukraine. Dabei stellten sie viele Gemeinsamkeiten mit den Erzählungen ihrer Vorfahren fest, zum Beispiel bei der Einrichtung der typischen Holzhäuser. Ein kleines Modell veranschaulichte den Hopfenanbau, den die Deutschen von den Tschechen in Wolhynien gelernt haben.

Erstaunt erfuhren die Kolleginnen und Kollegen aus Tschechien von der sehr bescheidenen Unterstützung des Museums durch öffentliche Gelder. Die Situation in ihrem Heimatland sieht anders aus: Das wolhynientschechische Museum und der Verein arbeiten eng mit dem Nationalmuseum zusammen und ihre Arbeit wird auch finanziell staatlich gefördert. 

Michael Thoß, Leiter des Wolhynien Umsiedlermuseums Linstow (3. v. r.), zeigt den tschechischen Kolleginnen und Kollegen vom Nationalmuseum und vom Verein der Tschechen aus Wolhynien und ihrer Freunde die Ausstellung über die Geschichte der Wolhyniendeutschen. Foto: © Nationalmuseum Prag/Národní muzeum Praha, 2025Michael Thoß, Leiter des Wolhynien Umsiedlermuseums Linstow (3. v. r.), zeigt den tschechischen Kolleginnen und Kollegen vom Nationalmuseum und vom Verein der Tschechen aus Wolhynien und ihrer Freunde die Ausstellung über die Geschichte der Wolhyniendeutschen. Foto: © Nationalmuseum Prag/Národní muzeum Praha, 2025

Während des Treffens hielt der Linstower Museumsleiter Michael Thoß einen Vortrag zur Geschichte der Wolhyniendeutschen und Jan Musekamp vom Deutschen Historischen Institut in Warschau berichtete über ihre Emigration nach Kanada. Zur Geschichte und Gegenwart der Wolhynientschechen hielten die Kolleginnen und Kollegen Vorträge über deren Vereine, bedeutende Persönlichkeiten sowie das kulturelle Erbe. In Bezug auf die Vermittlung des Wissens über die Wolhyniendeutschen und -tschechen wurden Vorträge über Formen der Museumspädagogik gehalten.

Außerdem stellte Tanja Krombach vom Deutschen Kulturforum östliches Europa das Konzept ihres Schulprojekts »Wolhynien: Deutsche und tschechische Einwanderungs- und Minderheitenerfahrungen« vor, bei dem tschechische und deutsche Schülerinnen und Schüler sich gemeinsam durch Rollenspiele und Schreibwerkstätten die Geschichte der Auswanderung nach Wolhynien erschließen und so möglichst auch die Erkenntnis gewinnen sollen, dass ihre Vorfahren Arbeitsmigrantinnen und -migranten oder vor politischen Unruhen Fliehende waren – so wie die Menschen, die heute in ihre beiden Länder kommen.

Für die fernere Zukunft geplant wurde eine gemeinsame Durchführung des Workshops mit dem Nationalmuseum Prag und dem Verein der Tschechen aus Wolhynien. In sehr naher Zukunft hingegen wird es einen ganzen vom Wolhynien Umsiedler Museum in Linstow angemieteten Bus mit Interessierten geben, die das Museum der Wolhynientschechen im nordböhmischen Podbořany besuchen, wo Michael Thoß am 4. Oktober 2025 einen Vortrag über die Geschichte der Wolhyniendeutschen halten wird.

Tanja Krombach vom Deutschen Kulturforum östliches Europa stellte ihr Schulprojekt beim deutsch-tschechischen Wolhynien-Treffen vor.Tanja Krombach vom Deutschen Kulturforum östliches Europa stellte ihr Schulprojekt beim deutsch-tschechischen Wolhynien-Treffen vor.