Ein Musterland der Habsburger

Zwischen Mieresch und Theiß

Das Banat ist im neuzeitlichen Verständnis geografisch klar fassbar: Seine Grenzen bilden im Norden die Mieresch (rumänisch Mureş), im Osten die Karpaten, im Süden die Donau und im Westen die Theiß. Die heutigen Staatsgrenzen schneiden im Westen und Südwesten gewissermaßen Teile dieses fast viereckigen Gebietes heraus.

Bollwerk gegen die Osmanen

Der Begriff Banat (von ban, banus, Stammesoberhaupt, dann oberster Verwaltungsbeamter) weist auf den Charakter der Region als südliche Grenzmark Ungarns im hohen Mittelalter (Temescher Banat). Später wurde die Region ins Reich integriert und bildete mit seiner Festung Temeswar (rumänisch Timişoara) lange ein Bollwerk gegenüber die erobernd vordringenden Osmanen. Von 1552 bis 1716 war das Land Bestandteil des Osmanischen Reichs. Während der wiederholten Kriege zwischen den Großmächten und zuletzt während der Eroberung durch habsburgische Truppen unter Prinz Eugen wurde das Banat weitgehend entvölkert, so dass die neuen Landesherren eine planmäßige Repopulation vornehmen mussten. Das Banat wurde jedoch nicht wieder Ungarn angegliedert, sondern blieb bis 1778 eine kaiserliche Krondomäne, auf der bevorzugt katholische deutsche Bauern angesiedelt wurden. Nach umfangreichen Entwässerungsarbeiten entstand ein wirtschaftliches Musterland, das sein militärisches, administratives und geistliches Zentrum in der planmäßig neu angelegten Festung Temeswar hatte. Zu einem Kennzeichen wurde die Mehrsprachigkeit des Banats: um 1900 bekannten sich 38 Prozent zum Rumänischen, 27 Prozent zum Deutschen, 18 Prozent zum Serbischen und 13 Prozent zum Ungarischen als Muttersprache.

Neugliederung nach dem Ersten Weltkrieg

Nach dem Ersten Weltkrieg fiel der größte Teil des Banats an das sich deutlich vergrößernde Rumänien, ein kleinerer Anteil kam an Jugoslawien und ein geringer Rest verblieb bei Ungarn. Traditionelle Wirtschaftsräume wurden nun von Grenzen zerschnitten, regionale Sonderentwicklungen unterbunden. Im Rumänien zugefallenen Teil des Banats fanden die »Banater Schwaben« zu einem gewissen Eigenbewusstsein im neuen Staat. Wie die anderen Deutschen Rumäniens wurden sie nach dem Zweiten Weltkrieg nicht vertrieben, wohl aber enteignet und teilweise zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion oder innerhalb des Landes verschleppt. Durch Spätaussiedlung in den Westen Deutschlands nahm ihre Zahl vor allem ab den 1970er Jahren beständig ab. Ende 1989 wurde Temeswar zum Schauplatz politischen Geschehens, als der Umsturz der Ceauşescu-Diktatur mit Demonstrationen zugunsten eines inhaftierten ungarisch-reformierten Pfarrers hier seinen Anfang nahm. Aufgrund massiver Aussiedlung der Deutschen ab 1990 und teilweisem Rückzug der Ungarn nimmt die charakteristische Vielfalt der Region immer stärker ab.

Die im jugoslawischen Teil des Banats siedelnden Deutschen teilten das Schicksal jener der Wojwodina oder Kroatiens.

Wirtschaft

Das Banat konnte von der Wiener Zentralbürokratie und von den Grundherren ökonomisch mustergültig organisiert werden, weil auf keinerlei historische Gruppen oder Rechtstitel Rücksicht genommen werden musste. Zu einem florierenden Agrarsektor kamen Ende des 19. Jahrhunderts fortschrittliche Industriezentren etwa in Temeswar oder Arad.

Kultur

Im deutschsprachigen Raum wurde das Banat vor allem durch die Schriftsteller der 1972 gegründeten »Aktionsgruppe Banat« bekannt – etwa durch Richard Wagner oder die Nobelpreisträgerin Herta Müller –, die in ihren Werken auch der Region und ihren Menschen ein Gesicht geben.

Unser Tipp

Die Kulturszene in Temeswar.

Literatur

Engel, Walter (Hrsg.): Kulturraum Banat. Essen 2007.

Rieser, Hans-Heinrich: Das rumänische Banat. Tübingen 2001.

Links

www.banater-schwaben.org
Website der Landsmannschaft der Banater Schwaben e.V.