Am 8. April 1525 unterzeichneten der Hochmeister Albrecht von Brandenburg-Ansbach und der polnische König Sigismund I. der Alte einen Friedensvertrag zwischen dem Deutschen Orden und der polnischen Krone. Zwei Tage später wurde der Vertrag auf dem Krakauer Marktplatz als öffentlicher Akt der Huldigung vollzogen. Albrecht ging dennoch gestärkt daraus hervor: Er war nun erster Herzog in Preußen.
Dieses Ereignis ist eines der wichtigsten in der Geschichte Ostpreußens. Es markiert den Beginn Preußens als eigenständiger Staat, auch wenn es zu dieser Zeit ein Lehen der Krone Polens war. Dies war der Grundstein für die spätere Weiterentwicklung Gesamtpreußens zu einer europäischen Großmacht. Nur durch diese Staatsbildung war es den brandenburgischen Hohenzollern möglich, umfangreiche Gebiete außerhalb des Heiligen Römischen Reichs zu erlangen und nur außerhalb des Alten Reichs war es ihnen wiederum möglich, sich zu Königen in Preußen zu erhöhen. Damit geht auch der Aufstieg Brandenburgs zum Königreich Preußen auf diesen Akt von 1525 zurück und nicht zuletzt die Reichswerdung Deutschlands unter der Führung Preußens.
Aber zurück zum Anfang: Schon bald nach der initialen Besiedlung Preußens durch den Deutschen Orden im 13. Jahrhundert kam es zum Konflikt mit der polnischen Krone. Dessen größter und bekanntester Zusammenstoß war sicherlich die Schlacht bei Tannenberg (poln. Grunwald, lit. Žalgiris) 1410. Dabei war das einschneidendere Ereignis eigentlich der Zweite Thorner Frieden 1466, der den sogenannten Dreizehnjährigen Krieg beendete. Der Deutsche Orden musste auf große Besitzungen im Westen des Preußenlands verzichten, unter anderem auf die Marienburg, den mächtigen und prächtigen Sitz des Hochmeisters. Und er war gezwungen, dem polnischen König den Treueeid zu leisten. Das war eine besonders bittere Pille für den Orden und er versuchte in den folgenden Jahrzehnten immer wieder, sich dem Schwur des Treueeids durch den Hochmeister zu entziehen. Erst der Hochmeister Albrecht von Brandenburg-Ansbach vollzog einen Wandel der Politik hin zu ernsthaften Friedensbemühungen.
Albrecht wurde 1490 in Ansbach – der Residenzstadt der untergebirgischen Besitzungen der Hohenzollern, heute Mittelfranken – als achtes von siebzehn Kindern des Markgrafen Friedrich V. und Sofia Jagiellonka, einer polnischen Prinzessin, geboren und war zu einer Karriere als Geistlicher bestimmt. Er machte erste Erfahrungen als Domherr in Köln, Bamberg und Würzburg. 1509/10 nahm Albrecht am Italienfeldzug Kaiser Maximilians I. teil. Nach vorherigen Absprachen mit Würdenträgern des Deutschen Ordens trat er diesem 1511 bei – und wurde direkt zum Hochmeister gewählt. Die erste Phase seiner Regierungszeit war noch vom Versuch geprägt, mit Unterstützung aus dem Heiligen Römischen Reich den Konflikt des Ordens mit der polnischen Krone militärisch zu lösen. Dazu brach Albrecht am 1. Januar 1520 den sogenannten Reiterkrieg mit Polen vom Zaun, der am 5. April 1521 mit einem vierjährigen Waffenstillstand vorerst endete. 1522 begab sich Albrecht erneut ins Reich, um für Unterstützung zu werben. Diesmal kam er nach Nürnberg. Aber er brachte keine weiteren Gelder mit zurück nach Preußen, sondern einen ganz neuen Ansatz.
In Nürnberg hatte Albrecht durch Andreas Osiander die revolutionären Ideen Martin Luthers kennengelernt. 1523 traf sich Hochmeister Albrecht zum ersten Mal mit Martin Luther in Wittenberg und im Folgejahr bereits ein zweites Mal. Mit den machtpolitischen Möglichkeiten und der reformatorischen Theologie der neuen Lehre Luthers schien sich für Albrecht der Gordische Knoten gelöst zu haben. Der Orden war seit Jahrzehnten reformbedürftig und der Konflikt mit Polen um die Oberhoheit in Preußen lastete schwer auf den preußischen Besitzungen. Beides stand im Gegensatz zu den Ansprüchen des Ordens: Er sah sich als unabhängige Organisation und war seit längerem als »Spital des Deutschen Adels« für die Versorgung nachgeborener Söhne etabliert.
In seiner Schrift An die Herren des Deutschen Ordens rief Martin Luther dazu auf, die Ordensregeln aufzulösen, insbesondere das Gelübde der Keuschheit, und das Ordensland Preußen in ein säkulares Herrschaftsgebiet umzuwandeln. Er ermutigte Albrecht, den Krakauer Vertrag zu unterschreiben. Dieser beendete formal den vorausgegangenen Reiterkrieg, aber – viel wichtiger – er wandelte auch das preußische Territorium des Deutschen Ordens in ein erbliches, evangelisches Herzogtum mit Albrecht als dessen erstem Herzog um. Damit konnte er seine Position als Landesfürst in Preußen erhalten und die Verwaltungsstruktur erneuern.
Der Deutsche Orden blieb als Institution im Deutschen Reich bestehen, teils auch als Landesherr kleinerer Gebiete, er war nun jedoch um seinen wichtigsten Territorialbesitz ärmer. Offiziell erkannte er weder die Säkularisierung Preußens noch die Lehnstreue gegenüber dem polnischen König an. Der frischgebackene Herzog aber schuf nach seiner Rückkehr nach Preußen neue Tatsachen und wandelte die alte Ordnung des Ordens in die neue Struktur eines Herzogtums um. Ihm folgten nahezu alle Ordensbrüder. Das Herzogtum war nun der erste evangelische Staat, mit dem politischen und kulturellen Zentrum in Königsberg. Die Stadt blühte in den folgenden Jahren auf. Albrecht schaffte es, Künstler und Gelehrte anzulocken, eine eigenständige Kultur etablierte sich. Dazu gehörte auch die Gründung einer protestantischen Universität 1544.
Es bleibt ambivalent, wie aus deutscher und aus polnischer Perspektive auf die Ereignisse rund um den Friedensschluss geschaut wurde und immer noch wird. Während in Polen gerade in Zeiten der Teilungen die »preußische Huldigung«, versinnbildlicht im gleichnamigen Historiengemälde Jan Matejkos, als historischer Triumph wahrgenommen wurde, blendete man dieses Ereignis in Preußen beziehungsweise im Deutschen Reich gerne aus und rekurrierte lieber auf die preußische Staatswerdung.
Hinzu kam, dass der Deutsche Orden im Zuge der Aufklärung als Sinnbild des »finsteren Mittelalters« wahrgenommen wurde. Somit schien bis ins beginnende 19. Jahrhundert hinein eine Berufung auf den Orden als nicht opportun, was sich erst im Zuge der Romantik änderte. 1795 kam es zur »Wiederentdeckung« der Marienburg durch Friedrich Gilly, der bei einem Besuch ihre verfallene Schönheit in romantischen Aquarellen festhielt. Diese lösten eine große Begeisterung aus, plötzlich besannen sich die preußischen Intellektuellen auf diesen Teil der Geschichte und 1804 stellte König Friedrich Wilhelm III. das Gebäude unter Denkmalschutz.
Das Bild des Ordens selbst unterlag dabei wechselnden Konjunkturen und wurde erst relativ spät im Zuge des »Nationalitätenkampfs« von deutscher Seite positiv verklärt, während es auf polnischer Seite etwa von Henryk Sienkiewicz in seinem Epos Kreuzritter um 1900 in düsteren Farben gemalt wurde. Dieses kam, verfilmt von Aleksander Ford, 1960 in die polnischen Kinos. Der ausgleichende Aspekt des Krakauer Vertrags hatte in diesen Bildern keinen Platz. Heute ist der Krakauer Vertrag in Deutschland anders als in Polen kein Teil des kollektiven Gedächtnisses. Dabei ist fünfhundert Jahre später die Bedeutung der Preußischen Huldigung nicht zu unterschätzen. Nicht als Akt der Unterwerfung oder der Demütigung. Sondern als der Beginn eines langen, fairen Friedens.
Anlässlich des bedeutenden Jubiläums zeigt das Kulturzentrum Ostpreußen im mittelfränkischen Ellingen noch bis zum 4. Januar eine Sonderausstellung mit dem Titel: Ein Akt der Unterwerfung? 500 Jahre Herzogtum Preußen. Sie präsentiert zahlreiche Exponate, etwa den Krakauer Vertrag im Original, eine Medaille mit einem Doppelbildnis von Herzog Albrecht und der Herzogin Dorothea sowie reformatorische Schriften, Münzen, originale Grafiken und Karten sowie die Totenbüste Dorotheas. Ausgangspunkt der Ausstellung, die in einem ehemaligen Deutschordensschloss gezeigt wird, ist die Präsenz des Deutschen Ordens in Preußen.
Wie verlief die Besiedlung Preußens durch den Deutschen Orden im 13. und 14. Jahrhundert? Wie waren seine Burgen aufgebaut, die er zu diesem Zweck errichtete? Und wie funktionierten diese? Wie war der Orden in dieser seiner Hochphase strukturiert? All das sind Fragen, auf die die Ausstellung versucht, Antworten zu geben. Begleitend fand am 25. Oktober 2025 auch eine Tagung zum Thema der Ausstellung statt. Im Fokus stand die Frühzeit des Herzogtums Preußen. Beleuchtet wurden der Aufbau dieses ersten evangelischen Staates, seine Außenhandelsbeziehungen insbesondere mit der Hanse sowie die Künstler und Kunstwerke des herzoglichen Hofes.