Otfried Preußler im Sudetendeutschen Museum in München. Eine Ausstellungsrezension von Susanne Habel.
September 2023 – Kulturkorrespondenz östliches Europa № 1437
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© Susanne Habel

»Ein bisschen Magier bin ich schon…«, soll Otfried Preußler (1923 – 2013) gesagt haben. Das Zitat hat das Sudetendeutsche Museum in München aufgegriffen und unter diesem Titel zum 100. Geburtstag eine Sonderausstellung zu Leben und Werk des Autors zusammengestellt. Denn tatsächlich verzaubern seine Geschichten bis heute und gelten als Klassiker der deutschsprachigen Kinderliteratur. Seine Figuren und Stoffe fand Preußler in den Sagen, Märchen und Gestalten seiner Heimat. Seine Großmutter Dora ließ ihn in diese Welt eintauchen. Sein Vater Josef sammelte als Heimatforscher volkstümliche Erzählungen. Gleich im Eingangsbereich wird auf Tafeln die Biografie Preußlers vorgestellt, schön ergänzt durch zwei Gemälde von seinem Elternhaus. Einzigartig sind sicher auch die ausgestellten Leserbriefe von Kindern, die an ihren »Magier« schrieben.

Danach geht es in der Schau um die berühmten Kinderbücher: In Der kleine Wassermann (1956) wurde aus einer gruseligen Sagengestalt ein Junge mit roter Zipfelmütze. Auch Das kleine Gespenst geht auf eine Sagenfigur zurück: die furchteinflößende »Weiße Frau«, wie in der Ausstellung gezeigt wird. Und die Kleine Hexe – hier kann die Ausstellung mit schönen Handschnitzpuppen aufwarten – hat mit ihren gefährlichen Märchenkollegen wenig zu tun. Dagegen sind Preußlers kleine »Helden« eher selbstbewusste Kinder. Auch einen weiteren »Bösewicht« gibt es zu entdecken: Der Räuber Hotzenplotz ist durch mehrere Verfilmungen sicher noch bekannter geworden. In der Alfred Kubin-Galerie steht für die kindlichen Besucher eine Kiste mit Kostümen bereit, mit der sich jeder verkleiden und fotografieren kann.

Unbekannter dürfte sein, dass in Preußlers Buch Die Flucht nach Ägypten Bethlehem im tiefsten Isergebirge liegt, von wo die Heilige Familie auf der Flucht vor Herodes durch das halbe Sudetenland nach Ägypten zieht. Wie nah Preußler seine Figuren waren, kann man an der selbstgebastelten Papierkrippe  in der Ausstellung sehen. Dann gibt es aber noch die düstere Geschichte von Krabat und dem Mühlenmeister, die den Kinderbuchautor in die Nähe der heutigen Fantasy rückt und doch eine alte sorbische Sage als Basis hat.

»Das zentrale Thema der Ausstellung sind die böhmischen Spuren in Preußlers Geschichten, was seine Biographie mit einschließt«, fasst Kuratorin Eva Haupt zusammen. »Wir präsentieren persönliche Gegenstände aus Preußlers Besitz!« Außerdem zeige man deutsche und tschechische Original-Illustrationen zu Preußlers Büchern, ferner Filmrequisiten und Objekte zur sorbischen Krabat-Sage, die Preußlers Vorlage war, zum Beispiel die echte Tracht einer sorbischen Kantorka, einer Sängerin. Für kleine Leseratten steht auch eine große Bücherkiste mit Preußler-Schmökern bereit.

Sudetendeutsches Haus, Alfred-Kubin-Galerie
Hochstraße 8, 81669 München
Noch bis zum 12. November 2023