Im Escape-Room des Oberschlesischen Landesmuseums Geschichte erknobeln. Eine Rezension von Renate Zöller
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Irgendwo in dieser Milchbar verbirgt sich des Rätsels Lösung. © Renate Zöller

Ende November 2018, in wenigen Tagen steht der Klimagipfel in Kattowitz/Katowice bevor. Die Redaktion von Oberschlesien Aktuell hat einen Hinweis bekommen, dass Polen in einen riesigen Umweltskandal verwickelt sei, der den Gipfel sprengen könnte. Genaueres wollte die Informantin Flora – Kellnerin in einer Milchbar in Kattowitz – erst bei einem Treffen verraten. Doch sie ist spurlos verschwunden. Wir, zwei Kollegen und ich, werden als investigative Journalisten in die Milchbar geschickt, um zu schauen, ob wir dort irgendwelche versteckten Informationen zu dem Fall finden.

Die Milchbar ist einer der beiden Escape-Rooms des Oberschlesischen Landesmuseums in Ratingen, also realitätsgetreu nachgebauten thematischen Räume, in denen die Spielenden in einer vorgegebenen Zeit unterschiedliche Rätsel lösen müssen, um sie als Siegerinnen oder Sieger verlassen zu können.

Vor dem Eingang erhalten wir einen Koffer. Darin befindet sich ein kleines Übersetzungsgerät und ein digitales Tablet. Als wir es öffnen, erscheint das Bild des Chefredakteurs, der uns den Auftrag erklärt. Er wird uns die nächsten sechzig Minuten begleiten und für alle Fragen zur Verfügung stehen. Erste Aufgabe: überhaupt erst einmal die Tür zu öffnen. Dafür brauchen wir ein Codewort, das sich in der Buchungsbestätigung verbirgt. Gut, dass die beiden Kollegen aufmerksamer sind als ich – ich hatte es einfach übersehen. Das fängt ja gut an. Etwas mehr Konzentration bitte!

Die Milchbar ist recht spärlich eingerichtet, über der Glastheke mit ausgestellten Lebensmitteln hängt eine Menükarte, weiter gibt es ein paar Tische mit Stühlen, einen Barschrank und nebenan einen alten Küchenschrank. Schritt für Schritt arbeiten wir an der Lösung des Rätsels, müssen Schlösser öffnen, einen Safe knacken, Telefongespräche führen, Geheimcodes entschlüsseln und sogar eine Notiz von Flora auf Polnisch vorlesen, damit der Direktübersetzer uns weiterhelfen kann. Das Gerät stellt sich doch sehr dumm an und will uns partout nicht verstehen. Alle unsere Versuche enden in Gelächter. Und die Uhr tickt. In zehn Minuten müssen wir die Milchbar wieder verlassen haben, wer weiß, welche Umwelt-Mafia uns sonst vielleicht entdeckt. Zum Glück weiß der virtuelle Chefredakteur Rat.

Nach einer Stunde haben wir den Fall gelöst und ganz nebenbei noch weitere Seiten der Zeitung mit spannenden Informationen gefüllt. Wir haben jede Menge über die Besonderheiten Oberschlesiens gelernt, herrlich geknobelt und viel gelacht. Die idealen Voraussetzungen, um aus unserer Journalistenrolle in die der Besucher zu schlüpfen und in Ruhe die restlichen Räumlichkeiten des Oberschlesischen Landesmuseums zu erkunden. Der Besuch ist im Preis für den Escape-Room inbegriffen.

Muss man noch schreiben, dass die Silesia Challenges ein gelungener Weg sind, Jugendliche, Schulklassen, Familien und auch spielfreudige ältere Leute ins Oberschlesische Landesmuseum zu locken? Wir jedenfalls verabreden uns sofort, beim nächsten Besuch auch noch Opas Zeitkapsel im Escape-Room nebenan zu finden.

Oberschlesisches Landesmuseum, Bahnhofstraße 62, 40883 Ratingen

Escape-Room, 12 Euro, nur nach Voranmeldung auf www.oberschlesisches-landesmuseum.de

Di–So 11–17 Uhr