Einst war die Region ein Kulturzentrum mit großer deutscher Literatur
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Jurij-Fedkowitsch-Universität Czernowitz mit der Ukrainisch-Deutschen Kulturgesellschaft am Zentrum Gedankendach. Foto: © Deutsches Kulturforum östliches Europa, 2019 • I. Szöllösi

Zwischen Rumänien und der Ukraine

Die nördliche Hälfte der Bukowina liegt in der Ukraine und reicht im Norden von Sastawna bis an den Dnjestr. Im Westen dient der Fluss Tscheremosch als natürliche Grenze. Die südliche Hälfte der Bukowina gehört zu Rumänien; im Westen verläuft die Grenze entlang der Karpaten, im Süden an der Stadt Vatra Dornei vorbei bis zur Goldenen Bistritz. Die bekanntesten Städte sind Czernowitz (ukr. Černivci, rum. Cernăuţi) im ukrainischen und Suceava im rumänischen Teil der Bukowina. Die Region hat ihren Namen von dem slawischen Wort »buk« (Buche), womit auf die weitläufigen Buchenwälder der Bukowina hingewiesen wird. Das erste Mal wird der Name im frühen 15. Jahrhundert genannt.

Blütezeit im 15. Jahrhundert

Nach wechselnden Herrschaften sind ab dem 5. Jahrhundert Slawen auf dem Gebiet der Bukowina sesshaft geworden. Im 14. Jahrhundert entstand das Fürstentum Moldau, das im 15. Jahrhundert unter Stefan dem Großen seine Blütezeit erlebte. Aufgrund der zahlreichen Konflikte zwischen dem Osmanischen Reich und dem Kaiserreich Russland verfiel die Region 300 Jahre später zunehmend. Daraufhin besetzten die Habsburger 1774 die Bukowina. Unter ihnen stieg die Ansiedlung deutscher Bevölkerung schnell an, ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung betrug um 1900 rund 10 Prozent. Im Übrigen besaß hier keine der Sprachgruppen der Ruthenen, Rumänen, Russen oder Polen eine Mehrheit, mitunter bildeten sie regionale Schwerpunkte. Vor allem in die städtischen Siedlungen zogen zahlreiche Juden, die allmählich eine bedeutende Rolle im Bürgertum der Städte spielen sollten, zudem konnte sich durch sie die Zahl der deutschen Muttersprachler mehr als verdoppeln. Vor allem das literarische Wirken deutschsprachiger Bukowiner Juden mit Schwerpunkt in Czernowitz ist es, das die Bukowina zu einem langfristigen europäischen Erinnerungsort werden ließ.

Mit dem Zerfall der Habsburgermonarchie nach dem Ersten Weltkrieg fiel das Gebiet an das Königreich Rumänien. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es geteilt: Der nördliche Teil fiel an die Sowjetunion, der südliche blieb rumänisch. Heute gehört die Bukowina teils zur Ukraine, teils zu Rumänien.

Wirtschaftliche Zentren

Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts lebte die Bevölkerung vom Ackerbau und von der Viehzucht, im Nordwesten vor allem von der Pferdezucht. Seitdem die Region Mitte des 19. Jahrhunderts an das Eisenbahnnetz angeschlossen wurde, erlebte auch die Industrie einen Aufschwung. Dadurch wurde die Holz- und Forstwirtschaft zum wichtigsten Wirtschaftszweig. Heute beschränken sich die industriellen Zonen auf die großen Städte, allen voran Czernowitz und Suceava. Für den Tourismus sind die Klöster der Moldau im rumänischen Teil der Bukowina von Bedeutung, während in der Ukraine Czernowitz ein beliebtes Reiseziel ist.

Ein Zentrum der Kultur und Literatur

Die Bukowina erlebte besonders im späten 19. Jahrhundert eine Blütezeit. In Czernowitz, dem bekanntesten literarischen und kulturellen Zentrum der Region, kursierten mindestens sechs Sprachen und drei Schriften. Von hier stammen berühmte deutschsprachige Autoren wie Karl Emil Franzos, Alfred Margul-Sperber, Rose Ausländer, Paul Celan, Alfred Kittner, Manfred Winkler u. a. Zahlreiche deutsche Wochenblätter und Tageszeitungen hatten hier ihren Sitz. Die Bukowina war ein »Europa im Kleinen«.

Interkulturelle Beziehungen und Begegnungen

Seit dem EU-Beitritt Rumäniens im Jahr 2007 haben sich die Kontakte zwischen dem Norden und dem Süden der Bukowina intensiviert und viele Institutionen der Region wie z. B. das Zentrum Gedankendach in Czernowitz pflegen die Beziehungen zu deutschen und österreichischen Partnern. Die Bukowinadeutschen sind heute in der Landsmannschaft der Buchenlanddeutschen e. V. organisiert.

Literatur

Scharr, Kurt: Die Bukowina. Erkundungen einer Kulturlandschaft. Wien, Köln, Weimar 2007.

Winkler, Markus (Hg.): Partizipation und Exklusion. Zur Habsburger Prägung von Sprache und Bildung in der Bukowina 1848 – 1918 – 1940. Regensburg 2015.

Hans Bergel: Bukowiner Spuren. Von Dichtern und bildenden Künstlern. Rimbaud Verlag, Aachen 2002

Maren Röger, Gaëlle Fisher: Bukowina (Stand 17.06.2020)
In: Online-Lexikon zur Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa, 2017

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