Der Autor Michael Wieck zeigte sich bei einem Workshop für Schüler und Studenten aus Kaliningrad (Königsberg) und Tschernjachowsk (Insterburg) beeindruckt von der Aufgeschlossenheit und Ernsthaftigkeit der Jugendlichen
Dr. Klaus Harer
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v. l. n. r.: Michael Wieck, Miriam Röhm-Wieck und Lew Gurwitsch alle Fotos auf dieser Seite:
Lew Gurwitsch und Henning Christiansen
Michael Wieck und Lew Gurwitsch im College für Pädagogik in Tschernjachowsk
Tafeln in deutscher und in russischer Sprache weisen auf den berühmten Sohn des Hauses hin.
Schülerinnen bedanken sich bei Michael Wieck nach der Diskussion im Deutsch-Russischen Haus. V. l. n. r.: die Dolmetscherin Swetlana Kolbanjowa, Michael Wieck, Lew Gurtwitsch und Andrej Portnjagin, Direktor des Deutsch-Russischen Hauses
Rund 120 Gäste waren der Einladung zur Lesung in das Deutsch-Russische Haus Kaliningrad gefolgt, viele von ihnen beteiligten sich an der anschließenden recht kontroversen Diskussion
Michael Wieck im angeregten Gespräch mit Studenten der Kaliningrader Kant-Universität
Links: Igor Karpov, Direktor des Lyzeums, begrüßte die Gäste aus Deutschland und lobte die gute Zusammenarbeit mit deutschen Partnerschulen. Rechts von ihm: Michael Wieck und Lew Gurwitsch

Der Workshop fand vom 25. bis 27. Februar 2009 statt und wurde vom Deutschen Kulturforum östliches Europa organisiert in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Volksbildung des Kaliningrader Gebiets, dem Deutsch-Russischen Haus Kaliningrad, dem Komitee für Volksbildung der Stadt Kaliningrad, der Staatlichen russischen Immanuel-Kant-Universität Kaliningrad, der Staatlichen Pädagogischen Fachschule Tschernjachowsk und dem Städtischen Lyzeum-Internat für begabte Kinder Kaliningrad.

Auf Einladung der Schulbehörde der Stadt Kaliningrad organisierte das Deutsche Kulturforum östliches Europa Begegnungen von Schülern und Studenten in Kaliningrad mit Michael Wieck (geb. 1928 in Königsberg), Autor des Buches zeugnis vom untergang königsbergs. ein »geltungsjude« berichtet. Das Buch ist im Kaliningrader Gebiet (wie auch im übrigen Russland) bekannt durch die russische Übersetzung, die das Kulturforum im Jahre 2004 gemeinsam mit dem St. Petersburger Verlag hyperion herausbrachte. Ziel des Workshops war es, die Erinnerungen Michael Wiecks an die Zerstörung Königsbergs und sein Schicksal als deutscher »Geltungsjude« in Königsberg/Kaliningrad in den Deutschunterricht an Gymnasien und Hochschulen des Kaliningrader Gebiets zu verankern. Die Veranstaltungen richteten sich an Schüler und Studenten des Kaliningrader Gebiets mit fortgeschrittenen Deutsch-Kenntnissen.

Die Koordination des Projekts hatte Lew Gurwitsch, Deutschlehrer und Stellvertretender Direktor am Lyzeum-Internat für begabte Kinder im Kaliningrader Gebiet. Er wurde hierbei engagiert unterstützt von Henning Christiansen, der als Deutschlehrer im Auslandsdienst seit einem halben Jahr in Kaliningrad tätig ist.

Tschernjachowsk (ehemaligs Insterburg)

Am 25. Februar las Michael Wieck im College für Pädagogik in Tschernjachowsk (dem ehemaligen Insterburg) aus seinem Buch. Etwa 40 interessierte Schüler und Dozenten des College diskutierten Anschluss mit dem Autor.

Gvardejsk (ehemals Tapiau)

Auf der Rückfahrt nach Kaliningrad besuchte Michael Wieck die Stadt Gvardejsk (ehemals Tapiau), um das Geburtshaus des Malers Lovis Corinth (1858–1925) zu sehen.

Kaliningrad (ehemalis Königsberg), Deutsch-Russisches Haus

Im Deutsch-Russischen Haus Kaliningrad las Michael am 26. Februar vor etwa 120 Gästen, darunter fast 100 Schüler aus verschiedenen allgemeinbildenden Schulen der Stadt. In der anschließenden recht kontroversen Diskussion bekannte sich Michael Wieck als dezidierter Verfechter der Ideen des Königsberger Aufklärers Immanuel Kant, die dieser in seiner kleinen Schrift zum ewigen frieden (1795) formuliert hat.

Kaliningrad, Kant-Universität

Am 27. Februar schloss sich eine Begegnung mit etwa 50 Germanistik-Studenten der Kant-Universität an. Die Studenten, von deren perfektem Deutsch Michael Wieck beeindruckt war, stellten vertiefende Fragen und setzten das Gespräch mit dem Zeitzeugen auch nach dem Klingelzeichen zur Mittagspause fort.

Kaliningrad, Lyzeum

Einblicke in den Alltag einer Kaliningrader Mittelschule konnten die Gäste aus Deutschland gewinnen, als ihnen Lew Gurwitsch »sein« Lyzeum-Internat für begabte Schüler in der Kastanienallee zeigte. Michael Wieck, der von seiner Ehefrau Miriam Wieck begleitet wurde, war beeindruckt von der Aufgeschlossenheit und Ernsthaftigkeit der Jugendlichen, mit denen er ins Gespräch gekommen war.