Um 1400 wandte sich der in Prag wirkende Prediger Jan Hus gegen bestehende kirchliche Missstände und prangerte zum Beispiel den Ablasshandel an. Er kritisierte vieles, was später auch Martin Luther der päpstlichen Kirche vorwerfen sollte. Seine Nachfolger waren die Utraquisten, die das Abendmahl in beiderlei Gestalt (sub utraque specie), also mit Brot und Wein, feierten.
Eine weitere Gruppe hussitischen Ursprungs waren die Böhmischen Brüder, die sich von den meist kriegerischen Hussiten abwandten. Sie führten ein gewaltfreies Gemeindeleben in Armut und mit Laienpredigern. Die oft verfolgten Gruppen konnten nur auf Gütern toleranter Adliger unterkommen.
Johannes Eck bezeichnete Martin Luther als »Hussiten« und »böhmischen Ketzer«. Luther entgegnete seinem Kontrahenten bei der Leipziger Disputation, dass unter den Lehren des auf dem Scheiterhaufen in Konstanz verbrannten Prager Magisters manche »sehr christlich und evangelisch« seien. Damit vollzog Luther einen öffentlichen Bruch mit der päpstlichen Kurie und musste fürchten, wie Hus zu enden.
Die Lehren Luthers wiederum verbreiteten sich in den böhmischen Ländern zunächst vor allem in den nördlichen und westlichen Grenzgebieten, später auch im multikonfessionellen Mähren. Hier wirkte auch die Täuferbewegungen der Hutterer.
Die evangelischen Stände Böhmens und Mährens legten zum eigenen Schutz 1575 die Confessio Bohemica vor, landesherrlich bestätigt erst 1609 mit einem Majestätsbrief Rudolfs II.
Nach der für die Protestanten verlorenen Schlacht am Weißen Berg bei Prag 1620 setzte die Gegenreformation ein. Der böhmische evangelische Adel wurde vertrieben und durch katholische Herren aus den deutschen Ländern und Teilen des damaligen Habsburgerreichs ersetzt. Erst mit den Toleranzpatenten Kaiser Josephs II. von 1781 konnten Protestanten wieder öffentlich in Erscheinung treten.
Im Zuge der Nationalen Wiedergeburt im 19. Jahrhundert zeichneten tschechische Gelehrte das Bild des Hussitentums als Vorläufer demokratischer Bewegungen. Nach der Gründung der Tschechoslowakei 1918 schlossen sich die tschechischen Lutheraner und Reformierten zur Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder (EKBB) zusammen.
Die deutsch- und tschechischsprachige Ausstellung besteht aus zehn reich bebilderten Bannern Bannern mit folgenden Themen:
Sie ist Teil eines Ausstellungsprojekts des Deutschen Kulturforums östliches Europa. Weitere Informationen über diese Wanderausstellung.
23. September bis 31. Dezember 2019
Weitere Informationen
Wanderausstellung
Die Wanderausstellung »Reformation im östlichen Europa« besteht aus einer
sowie sechs Regionalmodulen:
Die Wanderausstellung des Deutschen Kulturforums östliches Europa wird in Kooperation mit der Osteuropasammlung der Bayerischen Staatsbibliothek, München gezeigt.
Weitere Informationen zur Osteuropasammlung
Datum | Di, 22.10.2019 |
Zeit | 12:00 Uhr |
Eintritt | Kostenfrei |
Barrierefrei | Nein |
Bayerische Staatsbibliothek München – Vorraum vor dem Ostlesesaal (3. OG)
Ludwigstraße 16, 80539 München, Deutschland
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