Pressburg – ungarisch Pozsony, slowakisch seit 1919 Bratislava – wurde von Kelten, Römern, Bayern, Ungarn, Deutschen und Slowaken geprägt. Es war jahrhundertelang ungarische Krönungsstadt und lag an den wichtigen Handelswegen Mitteleuropas. Mehrsprachigkeit war charakteristisch für die hier geborenen und lebenden Autorinnen und Autoren. Zu diesen gehört der große Barockgelehrte Matthias Bel oder der deutschsprachige Schriftsteller und Übersetzer Alfred Marnau.
Die Donaustadt erscheint oft als Erinnerungsort, etwa in den zwischen den Weltkriegen entstandenen Preßburger Interieurs von Elsa Grailich oder den Preßburger Ghettobildern von Karl Benyovszky. Eine Persönlichkeit der reichhaltigen jüdischen Kultur war Selma Steiner mit ihrer berühmten Traditionsbuchhandlung. Diese überstand alle historischen Brüche: von der k. u. k. Monarchie über die Erste Tschechoslowakische Republik, den Slowakischen Staat und den Kommunismus bis zur Wende.
Sechs literarische Spaziergänge begleiten durch die zu entdeckende Vielschichtigkeit der slowakischen Hauptstadt, die auch Schriftsteller der Gegenwart wie Jana Beňová oder Michal Hvorecký immer wieder fasziniert. Letzterer wird im Literarischen Reiseführer mehrfach zitiert. Er wird an dem Abend selbst aus seinen auf Deutsch erschienenen Büchern lesen und mit Renata SakoHoess über Bratislava als Literaturstadt sprechen.
Renata SakoHoess kam in einer deutsch-slowakischen Familie in Bratislava auf die Welt und verließ im Herbst 1968 als Kind mit ihren Eltern die Tschechoslowakei. Von klein auf zweisprachig, studierte sie Germanistik und Slawistik in München, wo sie dann als Lehrbeauftragte für Slowakisch tätig war. Ihr Reiseführer Slowakei erschien seit 2001 in fünf Auflagen im DuMont Verlag, im selben Jahr publizierte sie als Mitherausgeberin eine Anthologie über Bratislava in der Reihe Europa erlesen im Wieser Verlag. Sie veröffentlicht Literaturkritiken und Reiseberichte u. a. in der Neuen Zürcher Zeitung und in der Süddeutschen Zeitung.
Michal Hvorecký, geb. 1976, lebt in Bratislava. Auf Deutsch erschienen drei seiner Romane und eine Novelle, zuletzt Troll. Er verfasst regelmäßig Beiträge für die Frankfurter Allgemeine Zeitung, die ZEIT und zahlreiche Zeitschriften. In seinen Büchern wie Tod auf der Donau, Das allerschlimmste Verbrechen in Wilsonstadt oder Troll erscheint Bratislava als verfremdeter Schauplatz, dessen Atmosphäre die erzählte Gegenwart seltsam spiegelt.
frei
Donnerstag, 19. September 2019, 19:00 Uhr
Archäologisches Museum Frankfurt am Main
Eine Veranstaltung des Deutschen Kulturforums östliches Europa in Kooperation mit dem Haus der Heimat des Landes Baden-Württemberg und dem Honorarkonsulat der Slowakischen Republik für Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und das Saarland
Datum | Mi, 18.09.2019 |
Zeit | 18:00 Uhr |
Eintritt | Kostenfrei |
Barrierefrei | Nein |