Im Juni 1940 besetzte die Rote Armee infolge des Hitler-Stalin-Pakts Bessarabien, das größtenteils im Territorium der heutigen Republik Moldau lag. Mit der Aufteilung Europas in Herrschaftsbereiche zwischen dem Deutschen Reich und der Sowjetunion mussten die deutschen Minderheiten, die in dem der Sowjetunion zugesprochenen Gebiet lebten, im Rahmen der sogenannten »Heim ins Reich«-Aktion nach Deutschland umgesiedelt werden. Dies betraf auch die Deutschen aus Bessarabien, die in einem doppelten Sinne aus dem Gedächtnis »verschwunden« waren. Ihr Verschwinden löste in den letzten Jahren Spurensuchen aus, von Deutschland aus und von Moldau aus.
Während der Umsiedlung im Herbst 1940 wurden aus allen bessarabiendeutschen Dörfern zuerst die Behinderten, Kranken und Alten abtransportiert. Die Familien hielten dies für eine besondere medizinische Betreuung, doch mit der Übergabe brach der Kontakt spurlos ab. Kurze Zeit später erreichte die bessarabiendeutschen Familien, die inzwischen in Umsiedlungslagern lebten, eine Nachricht über den Tod ihrer Angehörigen aus den Krankentransporten.
Die »Heim ins Reich«-Aktion fand in demselben Zeitraum wie die geheime Krankenmord-Aktion »T4« im Deutschen Reich statt, auch bekannt als »Euthanasie«-Aktion. Doch über 60 Jahre sollte es dauern, bis das Schicksal der verschwundenen Umsiedler aufgeklärt wurde.
Als Enkelin eines »verschwundenen« Bessarabiendeutschen wird die Kulturwissenschaftlerin, Gedenkstätten- und Museumsleiterin Dr. Susanne Schlechter (Oldenburg) über ihre vom BKM geförderte Erforschung der Zusammenhänge zwischen diesen beiden Aktionen des Deutschen Reiches berichten. Mit ihrer Pionierarbeit auf einem noch weitgehend unerforschten Feld wurde eine Lücke in der Erinnerungskultur geschlossen, und die »verschwundenen Umsiedler« rückten aus dem Schatten einer lange vergessenen NS-Opfergruppe ans Licht.
Wie die Erinnerung an die bessarabiendeutsche Geschichte in der Republik Moldau aufrechterhalten werden kann, zeigen die Ergebnisse des vom Auswärtigen Amt geförderten deutsch-moldauischen Bildungs- und Forschungsprojekts »Present – Past: Memory and Politics of ›forgotten‹ Nazi victims in the Republic of Moldova and Germany«. Die Projektleiterin Svetlana Nejelscaia (Berlin) präsentiert die Spurensuche nach einem bessarabiendeutschen Dorf, das nach der Umsiedlung 1940 abgetragen wurde und von der Karte verschwunden war, jedoch 85 Jahre später seinen Namen und die Namen seiner bessarabiendeutschen Bewohnerinnen und Bewohner zurückbekommen hat.
Im Anschluss laden die Veranstalter zum Gespräch mit den Referentinnen bei einem Glas moldauischen Weins und landestypischen Spezialitäten ein.
Eine Anmeldung ist erwünscht unter:
E-Mail:
oder
T: +49 30 78705288
Eine Veranstaltung des Vereins KONTAKTE-KOHTAKTbI – Verein für Kontakte zu Ländern der ehemaligen Sowjetunion
Datum | Fr, 20.06.2025 |
Zeit | 19:00 Uhr |
Eintritt | frei |
Barrierefrei | Nein |
KONTAKTE-KOHTAKTbI e.V. Berlin
Feurigstraße 68, 10827 Berlin, Deutschland
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