Ein Abend über den gebürtigen Bunzlauer im Schlesischen Museum
Ariane Afsari

Bei der dritten Zusammenstellung des abrupt zu Ende gegangenen Abends »Wieder entdeckt: Martin Opitz«, bei dem Vorträge und Musik gemischt wurden, zeigte sich, dass die Musik Martin Opitz’ Verse sowie ihre Entstehungszeit hervorragend zur Geltung bringen konnte, ähnlich wie der fulminante Vortrag von Opitz-Gedichten durch den Dichter Michael Lenz bei der ersten Martin-Opitz-Veranstaltung in Berlin im März 2011. Der musikalische Auftakt versetzte das Publikum in die Barockzeit, die, wie Wolfgang Kessler in seinem Vortrag über das Opitzsche Leben und Werk unter anderem deutlich machte, in Europa vom Dreißigjährigen Krieg bestimmt war, dessen Wechselfälle auch die Wege des Dichters, Historiografen und Diplomaten bestimmten.

Das Ensemble Musicantica brachten danach neben barocker Musik von Zeitgenossen auch die von Andreas Hammerschmidt (1611–1675) vertonten Opitzschen Gedichte aus den Weltlichen Oden oder Liebesgesänge erster und zweiter Teil zu Gehör.

Auch wenn Roswitha Schieb es bedauerte, mit ihrem Vortrag die Musiker unterbrechen zu müssen, entwarf sie ein das Publikum ebenso beeindruckendes Panorama der Opitz-Rezeption bis heute, mit vielen denkwürdigen Zitaten; Friedrich Logaus Nachruf auf den »Boberschwan« Martin Opitz liest sich zum Beispiel so: »Im Latein sind viel Poeten/immer aber ein Virgil – Deutsche haben einen Opitz/Tichter sonsten eben viel.«

Als Beispiel für den Umgang mit Opitz im 20. Jahrhundert nannte Roswitha Schieb Günter Grass und zitierte dessen Phantasie, wie sich Martin Opitz mit der Pest angesteckt haben könnte, im Butt:

»Als Martin Opitz von Boberfeld im Sommer des Jahres 1639 einem Bettler, der vor Sankt Katharinen die Hand aufhielt, einen Silbergulden gab und, weil von sparsamem Wesen, des Bettlers erbettelten Kupfer haben wollte, holte er sich mit dem Wechselgeld die schwarze Pest.«

Der für den Abschluss vorgesehene musikalische Teil stand wie diese von Grass entworfene Szene unter einem dunklen Stern: Kaum hatte die Sopranistin Julla von Landsberg zum ersten Stück angehoben, erschall die Alarmanlage des Schlesischen Museums – Feueralarm! Keiner mochte es richtig glauben, doch der schöne Saal, der sicher noch eine Viertelstunde lang Barockmusik versprochen hätte, musste augenblicklich geräumt werden.

Ein Grund mehr, auf eine Wiederholung des Abends hinzuarbeiten!

Wieder entdeckt: Martin Opitz
Vorträge und Konzert mit Wolfgang Kessler, Martin-Opitz-Bibliothek, Herne, Roswitha Schieb, Autorin, Borgsdorf und dem Ensemble Musicantica