Deutsch-ungarische Wechselbeziehungen in der Architektur. Präsentation der der Ausstellung in der Kunstsammlung der Ungarischen Akademie der Wissenschaften (18.09.–15.10.2007)
Claudia Tutsch
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Präsentation der der Ausstellung in der Kunstsammlung der Ungarischen Akademie der Wissenschaften (18.09.–15.10.2007)

Am 18. September um 16.00 Uhr wurde die Fotoausstellung zu Aspekten des ungarischen Historismus in der Ungarischen Akademie der Wissenschaften in Budapest eröffnet. Sie entstand in Kooperation zwischen dem Deutschen Kulturforum östliches Europa und dem Forschungsinstitut für Kunstgeschichte der Ungarischen Akademie der Wissenschaften und stellt bedeutende Bauwerke des Historismus in Ungarn, vor allem in Budapest vor. Der Schwerpunkt liegt dabei auf den Gebäuden, die von ungarischen Architekten entworfen wurden, die an der Berliner Bauakademie studiert hatten.

Das Akademiegebäude selbst kann quasi als Teil der Ausstellung angesehen waren. 1860–1865 nach Plänen des Berliner Architekten Friedrich August Stüler im Stil der Neorenaissance errichtet, vermittelte es angehenden ungarischen Architekten, von denen einige am Bau beteiligt waren, diesen Neostil. Einer der beiden Bauleiter, Antal Szkalnitzy, hatte bei Stüler an der Berliner Bauakademie studiert und animierte später als Lehrer an der Polytechnischen Hochschule in Budapest seine Schüler zu einem Studium in Berlin. In der Zeit zwischen 1860 und Anfang der 1890 Jahre, als zahlreiche ungarische Architekten ihre Ausbildung in Berlin erhielten, war der vorherrschende Stil die Neorenaissance. Schon Zeitgenossen fiel die enge stilistische Verwandtschaft zwischen Gebäuden in Budapest und Berlin auf.

Die Präsentation in den Räumen der Galerie in der Ungarischen Akademie der Wissenschaften unterscheidet sich in zweierlei Hinsicht von den bisherigen. Die Ausstellung wurde durch Fototafeln erweitert, die Berliner Gebäude des Historismus zeigen. Die Fototafeln mit ungarischen Beispielen wurden auf wenige reduziert, dafür sind eine große Anzahl von Originalplänen und Zeichnungen zu sehen, von denen die meisten zum ersten Mal in der Öffentlichkeit präsentiert werden. Die ebenfalls ausgestellten zeitgenössischen deutschsprachigen Bücher wurden hauptsächlich in Berlin verlegt. Bereits im 19. Jahrhundert in Budapester Bibliotheken vorhanden, vermittelten sie den Künstlern die Grundlagen einzelner Neostile und die neusten zeitgenössischen Bauprojekte.

Foto: Claudia Tutsch

Im zentralem Saal der Galerie informieren Tafeln die Besucher über die Entwicklung des ungarischen Historismus sowie über die deutsch-ungarischen Wechselbeziehungen in der Architektur im 19 Jahrhundert. Die Fototafeln stellen einige signifikante ungarische Architekturbeispiele vor.

Im ersten der den Saal umgebenen kleineren Räume sind Zeichnungen und Aquarelle von bedeutenden Bauwerken in Budapest zu sehen. Dazu gehören die Entwürfe für die Ungarische Akademie der Wissenschaften von dem Wiener Heinrich Ferstel, Leo von Klenze, Antal Skalnitzky und Friedrich August Stüler, eine Darstellung der Polytechnischen Hochschule in Budapest, ein Aquarell von Miklós Ybl sowie verschiedene Zeichnung zum Kiosk am Erzsébet tér (Elisabethplatz) von Alajos Hauszmann.

Der zweite Raum verweist auf den Ausbildungsort Berlin. Mehrere Fotografien zeigen die heutige Technische Universität, die von 1879 bis 1884 von den Architekten Richard Lucae, Friedrich Hitzig und Julius Raschdorff im Stil der Neorenaissance erbaut worden war. Lucae und Raschdorff unterrichteten als Lehrer an der Akademie.

Im dritten Raum sind Zeichnungen und Entwürfe von ungarischen Architekten, die in Berlin studierten, zu sehen, darunter Arbeiten von Antal Szkalnitzky, Géza Györgi und Alajos Hauszmann.

Im letzten Raum werden Entwürfe zu Gebäuden im Stil der Neorenaissance gezeigt, die von Alajos Hauszmann und Ödön Lechner nach ihrer Rückkehr aus Berlin ausgeführt wurden.

Foto: Claudia Tutsch

In ihren Eröffnungsreden hoben Winfried Smaczny, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Kulturforums östliches Europa, und Prof. Dr. Ernő Marosi, Vizepräsident der Ungarischen Akademie der Wissenschaften und Dozent am Forschungsinstitut für Kunstgeschichte der Akademie, die Bedeutung der Zusammenarbeit zwischen Forschungsinstitut und Kulturforum bei der Erstellung der Ausstellung hervor, die für das Forschungsinstitut einen Ausgangspunkt für die Initiierung weiterer Forschungen zum Historismus in der mitteleuropäischen Architektur darstellen soll.

Prof Marosi brachte seine Meinung zum Ausdruck, dass die Betrachtung der Architektur in den Stilvarianten des Historismus bereits seit den späten sechziger Jahren einem Wandel unterworfen sei: Während man die Neo-Stile früher als eine Art »feige Kopie« vergangener Architekturformen angesehen habe und meinte, dass die damals entstandenen Gebäude durch heutige Architekten quasi »korrigiert« werden müssten, erfahre die Stilrichtung heute in wesentlich höherem Maße die ihr gebührende Aufmerksamkeit und Wertschätzung.

Zur Einführung in die Ausstellung von Gábor Papp gelangen Sie über den Link am Fuß der Seite.

Die Ausstellung ist vom 18.09.2007 bis 15.10.2007, Mo-Fr 11.00–16.00 Uhr; in der Magyar Tudományos Akadémia, Művészeti Gyűjtemény (Ungarische Akademie der Wissenschaften, Kunstsammlung), H–1051 Budapest, Roosevelt tér 9 zu sehen.

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