Eine Bilanz von fünf Jahren erfolgreicher Tätigkeit

Die Auseinandersetzung mit deutschen Kulturtraditionen im östlichen Europa sind Aufgabe und Gegenstand der Tätigkeiten des Kulturforums.

Das Deutsche Kulturforum östliches Europa mit Sitz in Potsdam blickt auf fünf Jahre erfolgreicher Tätigkeit zurück und zieht eine erste Bilanz. Es wurde im Dezember 2000 auf Initiative des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) gegründet und nahm im Jahr 2001 – zunächst mit einem Aufbaustab – seine Arbeit auf. Seit dem Jahr 2002 wird das Kulturforum vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien institutionell gefördert. Grundlage für die Entstehung und für die Formulierung der Aufgaben des Kulturforums ist die im Jahr 2000 verabschiedete »Konzeption zur Erforschung und Präsentation deutscher Kultur und Geschichte im östlichen Europa« (Bundestagsdrucksache 14/4586). Darin wird die Förderung der wissenschaftlichen und kulturellen Auseinandersetzung mit dem deutschen Kulturerbe im östlichen Europa auf der Grundlage des § 96 des Bundesvertriebenen- und Flüchtlingsgesetzes (BVFG) im Bereich des BKM geregelt. Neben wissenschaftlichen Einrichtungen und Landesmuseen zu historischen Regionen wie Schlesien, Ost- und Westpreußen oder Siebenbürgen werden auch Einrichtungen wie die Martin-Opitz-Bibliothek in Herne und das Kulturforum gefördert – Institutionen, die sich fach- und länderübergreifend als Informations- und Service-Einrichtungen in internationaler Kooperation an eine breite Öffentlichkeit und die Medien wenden.

Die Auseinandersetzung mit deutschen Kulturtraditionen im östlichen Europa, mit der Geschichte von Städten und Landschaften, die im Verlauf von mehr als einem halben Jahrhundert nach der Katastrophe des Zweiten Weltkrieges oftmals vergessen, verdrängt oder verfälscht wurde, sind Aufgabe und Gegenstand der Tätigkeiten des Kulturforums. Dabei arbeitet es in enger Kooperation mit deutschen und ausländischen wissenschaftlichen, kulturellen und gesellschaftlichen Einrichtungen zusammen.

Das Kulturforum besteht aus drei »Säulen«, die sich jeweils eines Mediums bedienen: Im Programm-Bereich werden öffentliche Veranstaltungen wie Konferenzen, Podiumsdiskussionen, Ausstellungen und Konzerte konzipiert und organisiert. Im Verlag des Kulturforums erscheinen illustrierte Sachbücher, kulturhistorische Reiseführer, Belletristik, Erinnerungen, Ausstellungskataloge, Kunstbücher, Musik-CDs und elektronische Publikationen. Schließlich dient das umfangreiche Internetportal des Kulturforums als aktuelle Informationsplattform.

Das Kulturforum vergibt den von der Bundesregierung (BKM) dotierten Georg Dehio-Preis, der im jährlichen Wechsel als Kultur- und Buchpreis ausgelobt wird. Damit würdigt es vorbildliches Engagement für die Bewahrung und den zukunftsorientierten Umgang mit deutschen Traditionen im östlichen Europa im partnerschaftlichen Dialog mit den Nachbarn. Ein Stipendienprogramm und ein Fortbildungsprogramm mit Exkursionen ergänzen das weitreichende und vielfältige Spektrum unserer Einrichtung.

Eine treffende Charakterisierung der Aufgabe des Kulturforums findet sich bei dem Historiker und Publizisten Karl Schlögel: »Es ist nicht nur ein Moment der Melancholie oder Nostalgie, sondern auch des Abenteuers und der Wiederbegegnung in einem veränderten Europa, in dem fast jeder seine verlorenen Provinzen hat und in dem es kaum jemanden gibt, der nicht eine Heimat verloren hat. Der Deutsche Osten war eine solche Provinz, so wie die kresy, Galizien, Transsylvanien es auch waren. Ihren Reichtum und ihre Schönheit herauszulösen aus den falschen ›Meistererzählungen‹ des 20. Jahrhunderts, sie neu zu vergegenwärtigen und dem neuen Europa einzufügen – eine schönere und faszinierendere Arbeit lässt sich kaum denken. Die Zeit dafür ist reif. So reif, dass sie auch Irritationen aushält.«

Nach fünf Jahren Arbeit kann das Kulturforum als neu gegründete Einrichtung beachtliche Ergebnisse vorweisen, die in diesem Bericht vorgestellt werden. Es ist uns gelungen, Akzeptanz und Zustimmung in weiten Kreisen der kulturpolitischen Öffentlichkeit und bei den Medien im In- und Ausland zu erreichen und wichtige Kooperationspartner zu gewinnen. Dies war nur durch das professionelle Engagement und die fachliche Kompetenz aller Mitarbeiter des Kulturforums möglich – dafür danke ich meinen Kolleginnen und Kollegen herzlich! Dank gebührt ebenso den Mitgliedern und Gremien des Kulturforums für die Beratung und die stets wohlwollende Begleitung unserer Arbeit. Auch den zahlreichen Kooperationspartnern und Freunden, die gemeinsam mit uns Projekte durchgeführt, unsere Arbeit mit Interesse verfolgt und unterstützt haben, danken wir an dieser Stelle.

Diese erfreuliche Bilanz unserer Arbeit und die Ergebnisse, die wir hier nicht ohne Stolz präsentieren, wären nicht möglich ohne die – finanzielle wie ideelle – Unterstützung seitens des/der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. Dass das Kulturforum zum Kreis der institutionell geförderten Einrichtungen gehört, ist uns Verpflichtung und Ansporn, auch in den folgenden Jahren gute Arbeit auf höchstem Niveau zu leisten. Die Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa ist heute ein Thema mit vielen Zugängen, eingespannt in ein Beziehungsgeflecht, das lange nicht sichtbar war oder nicht wahrgenommen wurde. Heute ermöglicht dieses Thema – insbesondere wenn es gemeinsam mit unseren östlichen Nachbarn bearbeitet wird – vielfältige Annäherungen und unterschiedliche Sichtweisen, die unser Blickfeld erweitern und neu zusammensetzen. So wird ein Kontext geschaffen, der über die bloß regionale oder nationale Betrachtung hinausgeht. Auf diesem Wege will das Kulturforum in den nächsten Jahren seine Arbeit fortsetzen und zu weiterer Annäherung und besserem gegenseitigen Verständnis zwischen Deutschen und ihren östlichen Nachbarn in einem vereinigten Europa beitragen.

Dr. Hanna Nogossek
Direktorin des Deutschen Kulturforums östliches Europa