Musik-Sommerschule für 35 begabte Kinder in Swetlogorsk/Rauschen im Kaliningrader Gebiet
Dr. Klaus Harer
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Michael Wieck mit einer Schülerin
Miriam Röhm-Wieck mit einer Schülerin
Cornelius Sommer, Generalkonsul der Bundesrepublik Deutschland im Kaliningrader Gebiet, mit Michael Wieck im Swetlogorsker Orgelsaal
Kulturminister Andrejew bedankt sich bei Michael Wieck. Im Hintergrund: Swetlana Gribowskaja und Klaus Harer

Zwölftägiger Meisterkurs bei herausragenden Pädagogen in den Fächern Violine, Violoncello oder Klavier • Kulturforum in diesem Jahr erstmals Mitveranstalter

Mit einem festlichen Konzert im Orgelsaal des Konzertveranstalters Andrej Makarov im Ostseekurort Swetlogorsk fand die »Baltische Palette 2005« am 10. Juni einen würdigen Höhepunkt. Vor Konzertbeginn überbrachte der Leiter der Kulturverwaltung des Kaliningrader Gebiets, Michail Andrejew, den Anwesenden die Grüße des Gebietsgouverneurs Wladimir Jegorow.

Vom 1.-12. Juni 2005 nahmen an der diesjährigen Sommerschule »Baltische Palette« 35 Kinder und Jugendliche aus dem Kaliningrader Gebiet teil, die aufgrund ihrer besonderen musikalischen Begabung für diesen Meisterkurs in den Fächern Violine, Violoncello oder Klavier ausgewählt worden waren. Wie bereits in den Vorjahren (die »Palette« fand nun schon zum fünften Mal statt), hatten die Organisatoren – das Fortbildungszentrum der Kulturverwaltung des Kaliningrader Gebiets mit seiner Direktorin Svetlana Gribowskaja – herausragende Pädagogen eingeladen: Aus Moskau waren die Cellistin Maria Shurawljowa (Zentrale Musikschule des Staatlichen Konservatoriums in Moskau) und die Pianistin Natalia Afanasjewa (J.S.-Bach-Musikschule, Moskau) gekommen, um mit den Kaliningrader Talenten zu arbeiten. Ein Novum in diesem Jahr war die Kooperation mit dem Deutschen Kulturforum östliches Europa, das als Violindozenten den in Königsberg geborenen Geiger und Buchautor Michael Wieck und seine Ehefrau Miriam Röhm-Wieck für die »Baltische Palette« gewinnen konnte.

»Die Kinder hier auf der Sommerschule sind sehr sympathisch«, sagte Michael Wieck in seiner Ansprache zum Abschlusskonzert im schönen Swetlogorsker Orgelsaal. »Sie sind nicht nur begabt – manche sogar ausgesprochen hochbegabt – sondern auch ungemein lern- und leistungsfähig.« An zehn anstrengenden Arbeitstagen hatten die Kinder in den Räumen der Swetlogorsker Musikschule, denen noch die Folgen des schweren Erdbebens vom Herbst 2004 anzusehen sind, bei den Dozenten Meisterkurse auf ihrem jeweiligen Instrument zu absolvieren.

Die anfänglichen sprachlichen Schwierigkeiten zwischen den deutschen Lehrern und den russischen Schülern half Klaus Harer vom Deutschen Kulturforum zu überwinden. Michael Wieck hielt für die in großer Zahl zuhörenden Lehrerkollegen aus dem Kaliningrader Gebiet mehrere Vorträge zu prinzipiellen Fragen der Geigendidaktik, in denen er aus seiner fast 60-jährigen internationalen Erfahrung als Violinpädagoge berichtete. Dabei stellte sich heraus, dass Michael Wieck auch die große Tradition der »russischen Schule« aus eigener Anschauung kennt: Im Auftrag der University of Auckland (Neuseeland) hatte er an den besten Musikhochschulen der Welt hospitiert, so auch im Moskauer Konservatorium bei dem legendären David Oistrach. Auch die Schüler, die neben ihrem täglichen Unterricht natürlich noch mehrere Stunden zu üben hatten, erwiesen sich als sehr wissensdurstig. Einem Vortrag, den Klaus Harer über den in Königsberg geborenen E.T.A. Hoffmann hielt, folgten die acht bis vierzehn Jahre alten Kinder und Jugendlichen ausgesprochen aufmerksam und stellten viele ergänzende Fragen.

Die Ergebnisse ihrer Arbeit stellten die Schüler in zwei Nachmittagskonzerten im Hotel »Lasurny bereg« und im Hermann-Brachert-Museum vor. Dem offiziellen Abschlusskonzert im Swetlogorsker Orgelsaal folgte am 11. Juni ein Konzert im Thomas-Mann-Haus im benachbarten litauischen Nida (Nidden).

In seiner Begrüßungsrede zum Abschlusskonzert betonte Kulturminister Andrejew die Bedeutung der Begabtenförderung für die kulturelle Entwicklung des Kaliningrader Gebiets. Anerkennend hob er hervor, dass es der »Baltischen Palette« in diesem Jahr erstmals gelungen sei, die »Fühler über die Grenzen des Kaliningrader Gebiets und Russlands hinaus auszustrecken«. Die Teilnahme des »alten Königsbergers« Michael Wieck, dessen Erinnerungs-Buch über seine schweren Kinder- und Jugendjahre im nationalsozialistischen Königsberg und im sowjetischen Kaliningrad seit vergangenem Jahr auch in russischer Sprache zu lesen ist, schlage zudem eine Brücke zu der reichen Kulturgeschichte der Stadt Königsberg. Andrejew dankte im Namen des Gebietsgouverneurs dem Ehepaar Wieck und dem Vertreter des Deutschen Kulturforums östliches Europa, Dr. Klaus Harer, für ihre Mitwirkung und die Unterstützung der »Baltischen Palette 2005«.